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Gemeinsam mit dem Ulmer Convivium besuchten wir die Winzerfamilien
Bader und Singer im Remstal. Eingeladen hatten wir zu einer "Weinreise
im Vorfrühling" in der Hoffnung auf einen schon warmen Sonnentag.
Leider war's einer der letzten Wintertage mit tief hängenden Wolken
und eisigem Ostwind, wodurch der Rundgang
in den Weinbergen zum Erkältungsrisiko wurde. Umso kuscheliger dann
die anschließende Weinprobe und das Vesper im warmen "Weinkorb".
(Bericht: Friedrich Pieper)
Der Charterbus brachte uns am frühen Samstagnachmittag über die an den
Waldrändern noch schneebedeckte Alb ins Remstal zur Vinothek "Weinkorb"
im Ortszentrum von Korb.
Dort empfingen uns Iris & Hans Bader, seit langem Slow Food Mitglieder,
sowie Tochter und Schwiegersohn Barbara & Julian Singer mit einem spritzigen
Secco rosé noir de noir und einer leckeren "Quiche Remstal" (ähnlich einer
Quiche Lorraine, jedoch zusätzlich mit Lauch), gebacken und noch warm serviert
von Iris.
Dann führte uns Julian in den Weinkeller, den seine Familie Singer vor
über 500 Jahren hier gebaut und über Generationen erhalten und erweitert
hatte. Diesen Keller hat er zusammen mit einem Steinmetz-Meister und
unter dessen Anleitung ("ich war sein Stift") in 3-jähriger Arbeit restauriert.
Sie holten sich die Schilfsandsteine vom alten Wengerthäusle in ihrem Weinberg
(aus den gleichen Steinen wie auch der Keller gemauert) und mischten
den Mörtel aus den gleichen Zutaten, die seine Vorfahren benutzt hatten.
Und als der Keller
endlich fertig und von einem tragfähigen Fundament umbaut war, setzten sie
den Neubau "Weinkorb" drauf, der im Herbst 2014 fertiggestellt und eingeweiht
wurde: ein Schmuckstück in der Ortsmitte, mutige, faszinierende Architektur!
Hans, dazu befragt, meinte in seinem typischen Understatement lakonisch
(doch sein Stolz auf Tochter und Schwiegersohn war nicht zu übersehen):
"ja, dazu mussten die beiden Familien heiraten" (seine Vorfahren waren
in Kernen-Stetten auch schon seit über 350 Jahren Winzer).
Dann ging's hinauf in die Weinberge, und Hans brachte uns den Weinbau
nahe - im Wortsinne. Je mehr er erzählte und auf unsere Fragen einging,
desto leidenschaftlicher und schwäbischer wurde sein Vortrag (ich verstand
ihn dennoch leidlich, mit Sigis dolmetschender Unterstützung - Schwaben
können tatsächlich auch schnell schwätza!):
Die Flurbereinigung in den 80er Jahren im Remstal schuf die Basis für
wirtschaftlich nachhaltigen Weinbau. "Mit dem gleichen Arbeitsaufwand
können wir heute die 4-5 fache Fläche bewirtschaften. Dann kann man auch
den Ertrag pro Hektar reduzieren und Qualität schaffen".
Seit 1988 betreibt Hans ökologisch-biologischen Weinbau. Sein Leseplan
ist tagesgenau für jede Rebe optimiert. Die Trauben werden eimerweise
von Hand in die Presse gegeben und schonend mit weniger als 1 bar gepresst.
Und bei der Schädlingsbekämpfung ohne chemische Keule kamen sie im Herbst
2014 an die Grenzen ihrer physischen Leistungsfähigkeit: Die aus Asien
importierte Kirschessigfliege legt ihre Eier in einzelne Beeren, die daraufhin
Essig produzieren (und binnen 5 Tagen die Puppen für die nächste Generation);
also muss aus jeder Traube gezielt jede angestochene Beere schnellstens
entfernt werden - eine Sysiphus-Arbeit. Wenn es kühl und windig ist, hilft es
auch, von den Reben schon alle Blätter abzureißen, denn die Kirschessigfliege mag
keinen kühlen Wind. Hans hofft, dass er heuer nicht schon wieder dieses
Problem mit den Kirschessigfliegen bekommt.
Mir als Kopfwerker, der nie ein Handwerk erlernte, nötigt diese handwerkliche
Leidenschaft den allergrößten Respekt ab.
Als wir dann gegen Ende unserer Weinberg-Wanderung an Singers neues
Wengerthäusle kamen,
wartete dort schon Iris auf uns und kredenzte uns einen bodenständigen
Trollinger, dazu "Weiberschenkel" (ein Plunderteig-Hörnchen, ähnlich
Croissant, aber salzig), dazu köstlichen Wildschinken, damit wir's
"auch noch zum Weinkorb schaffe".
Dort endlich angekommen, gab's die eigentliche Weinverkostung, parallel
zu einem herzhaften "Vesper", das aber ein opulentes Dinner war:
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Mozarella vom Weiderind aus dem Remstal, Frischkäse mit Kräutern, dreierlei
Brot; dazu ligurisches Olivenöl und Balsamessig aus Äpfeln von
Remstal-Streuobstwiesen, und 3 Weine:
- 2012er Kerner vom Weingut Bader
- 2013er Weißburgunder vom Weingut Bader
- 2013er Riesling vom Weingut Singer
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Trollinger Braten vom Remstaler Weiderind, Julienne vom heimischen
Wintergemüse, handgeschabte Spätzle und Kartoffelgratin; dazu 3 Weine:
- 2011er Lemberger vom Weingut Bader
- 2012er Merlot vom Weingut Singer
- 2012er Syrah vom Weingut Singer
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Zwetschgenstrudel, von Iris gebacken und warm serviert, mit Zwetschgenröster,
Zabaione und Vanilleeis; dazu:
- Sekt Cuvée XA brut
Wir genossen's ausgiebig, auch die anregenden Gespräche, das Ambiente,
die Gastfreundschaft der Familien Bader & Singer ...
Fast 1 Stunde nach der veranschlagten Abreisezeit, doch immer noch viel
zu früh, mussten wir dem Drängen unseres Busfahrers nachgeben und die
Heimreise antreten.
Ein herzliches Dankeschön an Iris & Hans, Barbara & Julian für diesen
schönen Tag!
Einladung
Fotoalbum
Weingut Bader
Weinkorb
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